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2005/06 MARTIN WILLNERIconIconIconIconIcon


Terror Terra Errata

Buch, Format 19 cm x 25,5 cm, 70 Seiten, gebunden, mit 37 Bildern und 16 Textblöcken
DVD, Film, 11:26 Minuten

2004, Universität Duisburg-Essen / Professor Peter Wippermann

 

"Terror Terra Errata" thematisiert im Rahmen des Schlagworts "war on terror" mediale Schlüsselbilder / Schlüsselbegriffe und deren Authentizitätsanmaßungen zwischen Medienprodukt und Wirklichkeitsrepräsentation. Meine selbsterstellten Fotografien spielen teilweise mit ihrer gefakten telemedialen Ästhetik bzw. Unschärfe und fungieren als Projektionsfläche von Authentizität / Augenzeugenschaft. Beispielsweise wird der massenhafte Blick nach oben mittlerweile fast unmittelbar mit dem 11. September konnotiert bzw. assoziiert, während es sich bei meinen entsprechenden Bildern lediglich um Videostills von einer Kirmes handelt. Die "Texte" stammen unter Eingabe von Schlüsselbegriffen von Google.de.

Mich interessiert, wie die mediale Intervenierung der Mechanismen von Selektion, Generalisierung und Schematisierung letztlich "etwas" produziert und dieses etwas nach wie vor mit der Vorstellung von Wirklichkeit assoziiert wird. „Terror Terra Errata“ versucht also jene Bilder zu thematisieren, welche keinen Gegenstand im Sinne von Referenz, Umwelt und Wirklichkeit haben, sondern nur Adressaten, die wiederum den Code der Bilder als etwas, das nur mit Wirklichkeit zu tun haben kann, weil schon abertausende von anderen gleichartigen Bildern einen Möglichkeitshorizont für diese Art der Kommunikation abgesteckt und vermessen haben, replizieren.

Anhand des Schlagworts "Terror" bzw. "war against terror" sollen eben jene Metaphern im Sinne von medialen Schlüsselbildern und Begrifflichkeiten im weitesten Sinne thematisiert und spielerisch behandelt werden. Scheinbar zusammenhanglose Bilder erlangen durch eine gewisse Aneinanderreihung eine Dynamik und rufen Assoziationsketten hervor. Inwiefern ist es möglich, die meist mit weinerlichem Pathos bedauerte Bilderflut auf eine Einheit der redundanten Bilder bzw. ein Bilderkondensat zu filtern?

Die fotografische Praxis kann schon lange nicht mehr allein in ihrer Bildfindung auf der Ebene eines Wiedererkennens eines "Vor- Bildes" bestehen, sondern muss mit der Kontingenz des Bildes als destabilisierte Tatsache umgehen und sich zudem mit der Abhängigkeit ihres Gebrauchskontextes innerhalb der Darstellungs- und Repräsentationssysteme auseinandersetzen.

Es kann nicht darum gehen, dass vermeintlich Reale und Wirkliche darzustellen, sondern so etwas wie die Wirklichkeit zu bedeuten. Man kann nicht mehr ernsthaft behaupten, dass die unzähligen Fotos, die uns umgeben, noch den Anspruch erheben könnten, etwas Neues , etwas was wir noch nicht wüssten, erzählen zu können. Nichtsdestotrotz bzw. gerade deshalb informieren sie, da sie somit zum Träger von Projektionen werden. "Redundanz wird in Information verkehrt- und ermöglicht somit erst die Produktion von Wirklichkeit" (Baudrillard). Wir setzen uns selbst in ein Verhältnis zu der Welt und werden wiederum durch Bilder in ein Verhältnis zu ihr gesetzt.